Syrah – Shiraz, ein global Player


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Weinrallye 61: Syrah – Shiraz, ein global Player

Syrah – Shiraz, eine Rebsorte, viele Ausdrucksformen weltweit. Es gibt kaum ein Wein produzierendes Land, in dem kein Syrah hergestellt wird.

Ganz klar, das traditionelle Epizentrum von Syrah liegt an der nördliche Rhone. Ihre Winzer bringen wunderbare Syrahs hervor. Ich muss trotzdem gestehen, dass ich ein Faible für australische Shiraz habe. Wer je in den Genuss kam den 1994er Penfolds Grange zu trinken, weiß  warum.

Der Fokus auf DEN australischen Spitzen-Shiraz einerseits und die riesige MENGE der  marmeladigen australischen Shiraz andererseits, verstellt den Blick auf die Tatsache, dass es im mittleren und gehobeneren Segment etliche australische Shiraz gibt, die ein sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis aufweisen. Oft zeigen sie das Beste aus beiden Welten: Fruchtige Unbekümmertheit der neuen Welt verfeinert mit ‚europäischer‘ Eleganz. Meist werden sie wegen ihrer charmanten Fruchtigkeit viel zu jung getrunken und haben deswegen gar keine Chance zu zeigen, was eigentlich in ihnen steckt.

Im Vorfeld der Weinrallye bin ich genau aus diesem Grund um meine gereiften Shiraz herum gestrichen und habe drei Weine in die engere Auswahl genommen:
Den 1988 Jacob’s Creek Dry Red, Barossa, ORLANDO, 12.0% (Cuvée aus Shiraz, CS und Malbec), den 1998 Shiraz, McLaren Vale DOWIE DOOLE, 14.5%. Entschieden habe ich mich letztendlich für den

1997 Tatachilla Foundation Shiraz, McLaren Vale, TATACHILLA, 14.5%

Farbe: Tiefes Bordeauxrot mit leicht aufhellendem ziegelrotem Rand
Nase: Kirsche und helle Pflaume, dezent Brombeere und Erdbeere, anfangs leicht ätherisch-aromatische Nase, die mit der Zeit fast vollständig verfliegt, mit Luft dann Kirschkerne, etwas Vanillemark und Marille, im Hintergrund eine feine herbe Note, mit sehr dezenten Anklängen an Waldboden und mürbem Holz
Mund: Erster Eindruck – sehr rund und harmonisch, trotz des hohen Alkoholgehalts sehr trinkig, im Abgang zeigt sich dann aber eine gewisse Herbe, die erstaunlich frisch, aber zunächst auch etwas rustikal  wirkt, mit Luft und Zeit weicht die Herbe, der Wein wirkt eleganter und nimmt eine Wendung ins Würzig-Erdige mit dem Hauch eines Hauchs von Trüffel, nach etwa einer Stunde beginnt er zwischen schmelzig-warmer Extraktsüße und eher kühler Eleganz zu changieren, lang und nachhaltig.
Bewertung: Exakt auf dem Höhepunkt erwischt, aber noch viel Leben für fünf weitere Jahre. Ein echter Spaßwein, mit genügend Substanz, um ihn nicht einfach gedankenlos wegzutrinken und mit genügend hedonistischem Charme, um ihn unbeschwert zu genießen. Nach 15 Jahren immer noch reichlich Frucht, Tiefe und eine gereifte Eleganz, die ihn fast nobel macht, bei der man aber auch nicht in Ehrfurcht erstarrt.

Shiraz at its best !

Text und Fotos: Joachim Kaiser